Was darf jetzt ruhen?

damit Neues geboren werden kann?

Der November ist der Monat der leisen Übergänge. Nichts drängt mehr nach außen, und doch geschieht im Inneren und im Zwischenraum so viel. Die Dunkelheit breitet sich aus – nicht als Bedrohung, sondern als Schutzraum. Sie legt sich über das Land wie ein Versprechen, dass das Leben auch ohne sichtbares Licht weiterwirkt.

Wenn wir uns dieser Dunkelheit nicht entgegenstellen, sondern in sie hineinlauschen, beginnt etwas Kostbares: Wir sehen wieder mit anderen Augen. Der Blick nach innen wird klarer, feiner, aufmerksamer für das, was vielleicht sonst übersehen wird. Die Stille zwischen zwei Atemzügen. Der wohlige Duft des Tees aus deiner Lieblingstasse. Das Knacken des Holzes im Ofen. Das sanfte Gewicht einer Decke, das uns erinnert, dass auch Ruhe eine Form von Leben ist.

In dieser Zeit darf alles ein etwas weniger werden – aber dafür spürbarer.
Unsere Gedanken müssen nichts hervorbringen. Unsere Hände müssen nichts gestalten. Es genügt, da zu sein, zu spüren, zu betrachten. Denn manchmal ist die wahre Bewegung jene, die wir nicht sehen können – das unsichtbare Wachsen unter der Erde, die Vorbereitung des Lichts im Schoß der Nacht.

Vielleicht ist das die stille Aufgabe des November:
Nicht zu wissen, wohin es geht, sondern zu vertrauen, dass das Dunkel uns sicher trägt, bis das Licht wieder ruft.

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