Mittendrin

  • – Manchmal überrollen uns Veränderungen, weil das „Vorher“ keine Entscheidung gebracht hat.
    – Emotionen wie Angst dauern physiologisch nur ca. 17 Sekunden – Gedanken halten sie künstlich fest.
    – In der Mitte des Chaos liegt der Moment der Wahl: Was will ich denken? Wohin will ich mich ausrichten?
    – Ruhe ist keine Schwäche, sondern ein Werkzeug. Piloten fliegen nah ans Gewitter – mit Klarheit und Protokoll.
    – Atemtechniken und kalte Impulse helfen dem Nervensystem zurück in die Sicherheit.
    Mittendrin ist nicht das Ende – sondern der spürbarste Zeitpunkt für Veränderung.
    – Urvertrauen entsteht nicht über Nacht, sondern durch das gelebte Leben – durch Reflektion, Integration und bewusste Schritte.
    – Die Trilogie geht weiter: Im dritten Teil „Danach“ geht es um Erkenntnis, Heilung und das Weitergeben von innerem Wissen.

In meinem letzten Beitrag vorher” habe ich darüber geschrieben, wie kraftvoll es sein kann, Entscheidungen und Veränderungen bewusst anzugehen – bevor es muss. Doch manchmal ist das nicht möglich. Man hat es nicht gesehen. Nicht gespürt. Oder das Leben ist einfach passiert. Und genau dann, wenn der Boden unter den Füßen wankt, wenn das "Vorher" keine Veränderung brachte – beginnt das "Mittendrin". Der Teil, in dem es laut wird, chaotisch, ehrlich. Und genau da wollen wir hinschauen.

Wenn der Boden wankt

Es gibt Momente im Leben, da möchte man den Vorhang der Herausforderungen nur noch fest verschließen. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen drängt sich noch mit durch, bis es einem irgendwie gelingt, den Vorhang der Außenwelt zuzuhalten. Mit aller Kraft. Nur um kurz mal Luft zu holen – das ist der Moment, in dem man realisieren kann. In dem man die Stiche spürt. In dem man das Zuviel spürt. Ein Moment, in dem man das Gewitter ganz dicht am eigenen Horizont sehen kann … Ein Moment, in dem Körper und Geist die Angst, Wut oder Scham spüren.

Die Emotion ist die Welle – man selbst ist der Ozean


Wie ist das zu schaffen? Das ist doch nicht normal!


Die Kraft der 17 Sekunden

Die „17-Sekunden-Regel“ stammt ursprünglich nicht aus der Schulmedizin, sondern wurde besonders durch spirituelle Lehrer wie Abraham Hicks bekannt. Dort heißt es sinngemäß:

Wenn man einen Gedanken mindestens 17 Sekunden lang hält, beginnt das System (also auch die Emotionsebene), ihn energetisch zu verstärken.
Und wenn man mehrere 17-Sekunden-Einheiten in Folge denselben Gedanken nährt, dann entstehen daraus kraftvolle Schwingungen und Gefühle – also Resonanz.

Wissenschaftlich betrachtet:
Eine Emotion wie Angst entsteht im Körper oft als unmittelbare Reaktion auf einen äußeren Reiz – ausgelöst durch unser Nervensystem und gesteuert durch Botenstoffe wie Adrenalin oder Cortisol. Diese körperliche Reaktion ist meist kurz: Nach etwa 10 bis 20 Sekunden flaut sie ab – es sei denn, der Verstand greift ein.
Indem man gedanklich bei der Angst bleibt, sie analysiert oder „füttert“, hält man sie künstlich am Leben. Aus einem Moment wird eine Schleife. Der Körper hat längst losgelassen – aber der Kopf denkt weiter.



Der Moment der Wahl

Und hier ist jetzt der Zeitpunkt für Entscheidungen – was möchte man denken? Mit was möchte man in Resonanz gehen? Ja, das ist ein schwieriger Moment, der Mut und Entschlossenheit voraussetzt: sich nun gemütlich hinzusetzen, die Augen zu schließen, der Blick leicht nach oben, und sich den Idealzustand zu manifestieren … jedoch: Es hilft.

Und noch herausfordernder ist es, Ruhe zu bewahren (wie ein Schatz) und in Klarheit zu handeln – doch: Es hilft.


Ruhe wie ein Schatz – Klarheit im Sturm

Wenn Piloten ein Gewitter in der Ferne sehen, fliegen sie nicht sofort in eine andere Richtung. Sie nehmen Kurs direkt darauf zu. Beobachten. Prüfen. Bleiben ruhig.
Denn aus der Nähe sieht man besser, ob es durchfliegbar ist – oder ob man ausweichen muss.Nicht Panik fliegt das Flugzeug, sondern Protokoll und Präsenz.
So entsteht Sicherheit: nicht durch Hast, sondern durch Klarheit im Sturm.

Holt man sich Hilfe? Wartet man ab? Nimmt man all seinen Mut zusammen? Macht man den Vorhang wieder auf?

Nur 2 % der Sorgen, die man sich macht, treten ein – anders liest es sich noch interessanter: 98 % der Sorgen, die man sich macht, treten NICHT ein!

„Wenn ein Problem lösbar ist, braucht man sich nicht zu sorgen.
Wenn es nicht lösbar ist, hilft Sorgen auch nicht.“ Dalai Lama

Ruhe ist für ihn kein Luxus, sondern eine gelebte Haltung, die durch Übung entsteht – Stille in der Mitte des Chaos.



Was hilft? Was hält?

Okay – wie kommt man jetzt am besten in die Ruhe? In die Klarheit? Es gibt einige Tools, die wirksam sind – das darf jeder für sich selbst herausfinden.

Ich wende z. B. gerne eine bestimmte Atemtechnik an - 4 Sekunden in den gesamten Körper einatmen, 4 Sekunden Anspannung und Atem halten, 8 Sekunden die ganze (negative) Luft und Energie aus dem Körper (durch den Mund) lassen.

– Das wiederhole ich manchmal zweimal, manchmal fünfmal – manchmal hilft auch schon der eine Durchgang.

Wenn man bewusst tief einatmet, den Atem kurz anhält und dann langsam ausatmet, aktiviert man gezielt den Parasympathikus – den Teil des Nervensystems, der für Ruhe, Regeneration und Sicherheit zuständig ist.

Diese Atemtechnik beruhigt den Herzschlag, senkt den Blutdruck und signalisiert dem Körper: „Du bist in Sicherheit.“

Gleichzeitig wird der Sympathikus, also das System für Alarmbereitschaft und Stress („Kampf oder Flucht“), herunterreguliert.

Das verlängerte Ausatmen ist dabei entscheidend:
Denn genau dann wird der Parasympathikus besonders aktiv. Deshalb wirkt diese Art des Atmens nervenstärkend, angstlösend und stabilisierend – wie ein Anker mitten im Sturm.



Oder - Der kalte Impuls (Thermisches Resetting)

Ein simpler, aber effektiver Trick aus der Stressregulation:
Hände unter kaltes Wasser halten, das Gesicht abspülen oder kurz ein kaltes Glas an die Brust halten.

Das aktiviert den sogenannten „Tauchreflex“ – ein uralter Reflex, der sofort das Herz beruhigt und den Parasympathikus stimuliert. Ein Signal an den Körper: „Alles ist gut.“



Der spürbarste Zeitpunkt für Veränderung

Dieses Mittendrin ist der spürbarste Zeitpunkt für Veränderungen! Jetzt ist es ein Muss – was aber nie bedeutet, dass es zu spät ist. Es geht weiter, nur anders. Wie man dieses Anders definiert, schmückt und gestaltet, ist die eigene Entscheidung. Man kann es sich schön machen – man kann es aber auch lassen – nur dann verändert sich innerlich nichts, sondern die äußeren Umstände. Diese ändern sich, ohne einen in die Entscheidungs-prozesse mit einzubeziehen.



Auch das geht vorüber

Ein König bat einen seiner weisesten Ratgeber um eine einzige Wahrheit – eine Weisheit, die in jeder Lebenslage Gültigkeit haben sollte, ob in Freude oder im Leid.

Der Weise dachte nach, schenkte dem König einen schlichten Ring und sagte:

„Lies, was darin eingraviert steht, wann immer du glaubst, die Welt nicht mehr zu verstehen.“

Der König sah auf den Ring. Dort stand nur ein Satz:

„Auch das geht vorüber.“

Und mit der Zeit begriff der König: Weder Schmerz noch Glück sind für immer. Was zählt, ist die Haltung dazwischen – und das Vertrauen, dass alles, was geschieht, Teil eines größeren Rhythmus ist.



Die stille Wahl für das Leben

Es geht ja nicht nur ums Loslassen von Angst, Wut oder Scham - sondern ums bewusste Einlassen auf Freude, Frieden, Liebe, Vertrauen.

Bitte versteh das nicht falsch – es geht nicht darum, alles toxisch positiv zu sehen. Es geht darum zu erkennen, dass man immer und zu jedem Zeitpunkt die Wahl hat: Wie soll es weitergehen?



Urvertrauen – die tiefste Entscheidung

“Einen Garten anzulegen bedeutet, an Morgen zu glauben.”

Was sagt das Bauchgefühl?
Was lässt die Intuition denken?


Ausblick: Danach

Im dritten und letzten Teil dieser Trilogie – "Danach" – wird es um das gehen, was bleibt, wenn der Sturm sich gelegt hat. Es geht um das leise Reflektieren, um das Verstehen und das Integrieren. Darum, wie aus Erfahrungen Erkenntnisse werden – und wie man dieses Wissen weitergeben kann.

Dann, wenn Urvertrauen nicht mehr gesucht, sondern gespürt wird. Wenn man merkt, dass man all das, was man braucht, längst in sich trägt.

Nicht als Konzept, nicht als schnelle Erleuchtung auf der Yogamatte – sondern im gelebten Alltag. In den Entscheidungen, im Scheitern, im Weitermachen.

Denn echte Veränderung passiert dort, wo das Leben dich trifft –

und du beginnst, es bewusst zu gestalten.

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