Selbstwirksamkeit

Warum ich mich der Epigenetik widme – und was das mit uns allen zu tun hat

Es gibt Momente im Leben, da spürt man deutlich: Jetzt beginnt etwas Neues. Kein Umbruch mit Knall und Tusch, sondern ein inneres, leises Wissen, dass sich etwas verschiebt. Genau so erlebe ich es derzeit. Seit einigen Wochen befinde ich mich in einer Ausbildung zur Epigenetik-Coachin. Nicht, weil ich eine therapeutische Laufbahn anstrebe, sondern weil ich verstehen will, wie (mein/ unser) Leben funktioniert. Wie Gesundheit entsteht, wie wir sie erhalten können – und was uns dabei im Weg steht. Ich möchte begreifen, warum manche Prozesse in uns schieflaufen, und noch viel lieber: wie wir sie früher erkennen und bewusst beeinflussen können. Epigenetik ist für mich dabei mehr als ein Forschungsfeld. Es ist ein konkreter Zugang zur eigenen Gestaltungskraft.

Unsere Gene sind nicht unser Schicksal

Ein zentrales Thema, das sich wie ein roter Faden durch meine Ausbildung zieht, ist die Erkenntnis, dass unsere Gene eben nicht unser Schicksal sind. Viele von uns wuchsen mit dem Gedanken auf: "Das liegt in der Familie" – sei es Diabetes, Brustkrebs, Depression oder Alzheimer. Doch die Epigenetik zeigt uns ein anderes Bild: Unsere DNA ist wie die Bauzeichnung eines Hauses, wie eine Art Hardware. Doch ob, wann und wie diese Baupläne in uns umgesetzt werden, entscheidet die Epigenetik – die Software, die auf diese genetische Hardware einwirkt. Und das Beste: Diese Software wird nicht zufällig programmiert, sondern zu großen Teilen von uns selbst. Studien zeigen, dass wir zu über 75 Prozent mitbestimmen können, welche Gene in unserem Leben aktiviert oder deaktiviert werden. Unsere Ernährung, unsere Gedanken, unser Schlaf, unsere Bewegung, unsere Beziehungen, unsere inneren Bilder – all das wirkt wie Befehlsketten an unser Erbgut. Das ist keine Magie. Das ist Biologie.

Epigenetik in Facetten: Nahrung, Psyche, Bewegung, Umwelt und Vererbung

Dabei lassen sich verschiedene Bereiche der Epigenetik unterscheiden: Die Nutri-Epigenetik erforscht, wie Nährstoffe unsere Genaktivität beeinflussen. Die Psycho-Epigenetik zeigt, wie sich Gedanken, Emotionen, Traumata oder ungelöste seelische Themen epigenetisch auswirken können. Die Transepigenetik betrachtet, wie Erfahrungen und Prägungen aus früheren Generationen weitergegeben werden und sich auf unser aktuelles Leben auswirken. Die Physioepigenetik untersucht, wie körperliche Aktivität und Rhythmus auf unsere Zellprozesse einwirken. Ebenso entscheidend ist die Sozio-Epigenetik, die erforscht, wie soziale Bindungen, Beziehungsmuster, Bindungserfahrungen oder auch Isolation unsere genetische Ausdruckskraft beeinflussen können. Die Umweltepigenetik wiederum widmet sich äußeren Faktoren wie Toxinen, Licht, Lärm, Hormonen oder Umweltgiften. Und nicht zuletzt spielt auch die Schlaf-Epigenetik eine zunehmend bedeutende Rolle: Denn guter, erholsamer Schlaf wirkt wie ein nächtliches Reparaturprogramm für unsere Zellen. All das zeigt: Unsere Lebensweise ist nicht nur Ausdruck unserer Gene. Sie ist auch ein Werkzeug, sie bewusst zu formen. Und genau diese Bereiche bilden heute die tragenden Säulen der modernen #Longevity-Bewegung – einem Ansatz, der nicht nur ein langes, sondern vor allem ein gesundes und sinnerfülltes Leben zum Ziel hat.

Mein persönliches Warum

Warum ich diesen Weg gehe? Weil ich selbst erlebt habe, wie sehr unsere Gesundheit leidet, wenn wir nur Symptome behandeln und das System dahinter nicht verstehen. Und weil ich erlebt habe, wie sehr es helfen kann, sich auf die Suche nach dem "Warum" zu machen. In meiner eigenen Familie hätten einfache Erkenntnisse – wie etwa ein früher Hormontest – manches Leid ersparen können. Das hat mich nicht bitter gemacht, sondern wach. Und es hat mir gezeigt, wie kostbar Wissen ist, wenn es zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Diese Ausbildung ist für mich auch Teil meines Longevity-Verständnisses: Ich möchte mit 80 oder 90 noch barfuß im Garten stehen, meine Kartoffeln ernten, mein Brot kneten, meine Ideen verwirklichen. Für mich bedeutet Longevity nicht, möglichst alt zu werden – sondern möglichst lebendig zu bleiben.

Selbstwirksamkeit beginnt im Kleinen

Ein wesentlicher Aspekt dabei ist für mich die Selbstwirksamkeit. Ein Begriff, der sich so leicht ausspricht, aber so viel in sich trägt. Selbstwirksamkeit bedeutet: Ich weiß, dass ich Einfluss nehmen kann. Dass ich nicht alles kontrollieren muss, um etwas zu gestalten. Dass ich nicht perfekt sein muss, um etwas zu verändern. Es geht nicht darum, sich von heute auf morgen ein neues Leben zu bauen. Es geht um kleine, konkrete Schritte. Statt zu sagen: "Ab morgen esse ich nie wieder Zucker", könnte Selbstwirksamkeit bedeuten: "Ich lasse heute Abend den Nachtisch weg." Oder: "Die nächsten drei Stunden rauche ich nicht." Oder: "Ich trinke heute keinen Alkohol." Kleine Entscheidungen, die nicht aus Zwang, sondern aus Selbstfühlung entstehen. Genau das ist für mich der Anfang von Gesundheit.

Ein neuer Blick auf Gesundheit

Und es ist ein Perspektivwechsel. Denn viele von uns sind es gewohnt, zum Arzt zu gehen, wenn ein Symptom da ist. Wir suchen nach der passenden Tablette, der richtigen Diagnose. Doch was wäre, wenn wir vorher schon beginnen würden, unsere Prozesse zu verstehen? Wenn wir Symptome nicht nur als Störung sehen, sondern als Hinweis unseres Systems, dass etwas in Unordnung geraten ist? Was wäre, wenn wir wieder lernen, auf uns zu hören – bevor der Körper laut werden muss? Natürlich können wir nicht alles verhindern. Und es ist absolut richtig und wichtig, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber oft liegt zwischen dem "Alles ist in Ordnung" und dem "Jetzt bin ich krank" ein großer Raum. Und in genau diesem Raum liegt unsere größte Kraft: die Möglichkeit, bewusst zu handeln. Nicht perfekt. Aber präsent.

Der Mensch der Zukunft

Gerade in einer Zeit, in der sich die Welt rasant verändert, scheint diese innere Kompetenz wichtiger denn je. Wir stehen am Anfang eines neuen Zeitalters. Künstliche Intelligenz übernimmt Aufgaben, die einst dem Menschen vorbehalten waren. In China wurde kürzlich eine 157 Kilometer lange Autobahn vollautomatisch gebaut – ohne einen einzigen menschlichen Arbeiter. Was wird bleiben, wenn Maschinen bauen, denken, entscheiden? Vielleicht ist genau das unsere neue Aufgabe: zu fühlen. Zu reflektieren. Uns zu verbinden. Menschlichkeit zu bewahren. Vielleicht wird der Mensch der Zukunft nicht mehr gebraucht, um Schweres zu heben, sondern um Sinn zu erkennen. Um Wissen weiterzugeben. Um für andere da zu sein. Und für sich selbst.

Kreativität als Gesundheitsquelle

Ein weiterer, zutiefst menschlicher Weg zur Selbstwirksamkeit ist für mich die Kreativität. Nicht nur als künstlerischer Ausdruck, sondern als Lebenshaltung. Etwas erschaffen zu können – sei es ein Bild, ein Text, ein Gartenbeet oder eine neue Sichtweise – stärkt nicht nur unser Selbstvertrauen, sondern beeinflusst auch nachweislich unsere Gesundheit. Kreativität fördert die Neuroplastizität unseres Gehirns, aktiviert positive Emotionen und hilft uns, innere Prozesse zu verarbeiten. Ich nenne diesen Ansatz ArtGevity oder auch CreateGevity – weil ich zutiefst daran glaube, dass kreative Energie ein verlässlicher Motor für Langlebigkeit und Wohlbefinden ist. Wenn wir gestalten, bleiben wir lebendig. Wenn wir neugierig bleiben, bleiben wir jung. Wenn wir uns ausdrücken, bleiben wir verbunden mit dem, was uns ausmacht.

Selbstwirksamkeit als Lebenskunst

Deshalb ist Selbstwirksamkeit für mich nicht nur ein Gesundheitskonzept. Sie ist eine Lebenskunst. Und vielleicht auch ein stiller Akt der Rebellion gegen eine Welt, die uns oft das Gegenteil suggeriert: dass wir zu klein sind, zu machtlos, zu unwichtig. Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass wir täglich einen Unterschied machen. Mit dem, was wir denken. Mit dem, was wir essen. Mit dem, was wir zulassen – und mit dem, was wir abwählen.

Was du von mir erwarten kannst

Ich werde mein Wissen teilen - wie bisher. In Form von Impulsen, Texten, Gedanken, Bildern, Skulpturen. Hier auf diesem Blog. Als Podcast. Als Kunst. In meiner Vison - auf meinem Hof. Vielleicht als stilles Memo zwischendurch. Ich bin keine Expertin für alles. Aber ich lerne mit Begeisterung. Und ich glaube daran, dass geteiltes Wissen Brücken bauen kann. Vielleicht ist ja irgendwann ein Gedanke dabei, der bei dir genau im richtigen Moment landet.

Der innere Raum

Und vielleicht wird unsere wichtigste Baustelle in Zukunft gar nicht mehr die Welt da draußen sein. Sondern unser innerer Raum. Unser Garten. Unser Körper. Unser Nervensystem. Unser kreatives Feld. Vielleicht liegt genau hier der Anfang für ein gutes Leben. Für ein langes Leben. Für ein lebendiges Leben.

Von Herzen,
Frieda

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